
Anns Fanfiktions
Lucy
Prolog
Grinsend lief ich den Weg zur Schule entlang. Es war kein weiter Weg. Einfach durch den Park, eine kurze Straße entlang laufen und schon ist man da. Die Sonne strahlte mit mir um die Wette, die Vögel zwitscherten laut im Park. In der Ferne bellte ein Hund. Keine einzige Wolke war am Himmel. Ich war so glücklich, wie noch nie zuvor.
Endlich erwachsen! Nur noch ein halbes Jahr, dann hab ich die Schule geschafft!
Ich öffnete das Tor zum Park und sah, wie Pia im Café saß und ihren Kaffee schlürfte. Friedlich saß sie da und unterhielt mich Iris, die lieber eine Waffel mit Puderzucker bevorzugt hatte. Eilig lief ich auf sie zu. "Hey, ihr zwei!", begrüßte ich sie. "Hey Lucy.", Pia stand auf und nahm mich in den Arm. Iris sah mich kurz an, dann umarmte auch sie mich. Wir waren sowas wie beste Freundinnen. Rosa gehört auch dazu, obwohl sie die meiste Zeit nur bei Leigh abhängt.
Pia und Iris setzten sich wieder hin, während ich einen Stuhl an den Tisch heran schob. Iris biss herzhaft in ihre Waffel, Pia hatte den Kaffee schon ausgetrunken. Lange Zeit herrschte Stille. Es war totenstill, nichtmal die Leute neben uns redeten miteinander. Die Vögel aus dem Park konnte man hier nicht hören, obwohl er direkt gegenüber lag. Kein einziges Auto fuhr über die gepflasterte Straße. Bis auf das gleichmäßige Kauen von Iris konnte man WIRKLICH nichts hören. Es war… ziemlich unheimlich. Als wäre das hier nicht normal. Zur Sicherheit kniff ich mir in den Arm, da ich wirklich ziemlich lebhafte Träume habe (die auch gerne am diesen Ort passieren). Doch bis auf den Schmerz, der durch meinen Körper zog, geschah nichts. Okay, ich bin wach, doch warum sagte niemand was?
Bevor ich mir noch ernsthafte Sorgen machen konnte, was hier nicht stimmte, räusperte sich Pia lautstark, nahm den leeren Teller und ihren Kaffeebecher in die Hand und gab alles im Café ab. "Komm Lucy.", Iris ist schon aufgestanden. Ich folgte ihr. Pia kam zu uns hinüber. "Sollen wir jetzt zur Schule gehen?", fragte sie. Ich nickte nur stumm. Hatten sie wirklich meinen Geburtstag vergessen? Meine besten Freundinnen. Das kann doch nicht sein, oder?
Wir liefen die Straße hinunter, hinüber zur Schule. Dort begegnet uns natürlich Amber. War ja klar. Doch komischerweise ließ sie uns durch, wenn auch mit einem verfeindetem Blick. Wir liefen den Schulflur entlang und suchten unsere Klassenkameraden. Als wir die Tür zum Treppenhaus öffneten, sahen wir Castiel, der am Rauchen war. Bei seinem Anblick schlug mein Herz Purzelbäume. Die feuerroten Haare waren heute etwas zerzaust und er hatte schwarze Ringe unter den Augen, doch alles in einem sah er wieder umwerfend aus.
Castiel sah von seinem Handy hoch, als er uns bemerkte. "Hey.", hauchte ich. "Hallo.", meinte er knapp und musterte mich von oben nach unten. Ich sah heute eigentlich ziemlich… okay aus. Das seidig blonde Haar floss gewellt meinen Rücken hinunter (im übertragenden Sinne…), die blauen Augen waren heute (ausnahmsweise) von schwarzen Eyeliner umrahmt. Die Uniform saß perfekt auf meiner schlanken Taille und ich hatte rote, schlichte Ballerinas an. Kurzum: Es war okay.
Okay, wir lassen euch dann mal allein., meinte Pia mit einem Grinsen, legte ihre Hand auf Iris Taille, zog sie näher an sich heran und verschwand mit ihr die Treppen hoch. Ich sah ihnen grinsend hinterher. "Sind sie immer noch zusammen?", fragte mich Castiel. "Nicht ‚immer noch‘.", meinte ich mit einem Grinsen, schlicht waren sie erst seit gestern zusammen und haben seit dahin eigentlich nicht viel miteinander gemacht…
Castiel guckte nur grimmig und blies mir eine Rauchwolke ins Gesicht. "Das ist nicht gut für dich.", bemerkte ich und zeigte auf die Zigarette. Castiel zuckte nur mit dem Schultern. Ich atmete tief durch. Dieser Junge bringt mich noch um den Verstand! "Okay, sag schon was los ist.", forderte ich. Keine Antwort. Stattdessen drückte er seine Zigarre aus und packte sein Handy weg. Qualm hing noch in der Luft.
"So, zufrieden?", fragte er, schaute mich immer noch grimmig an. "Hast du etwa das Lachen verlernt?", fragte ich, schon leicht gereizt. Wie Castiel war mein Geduldsfaden nicht sonderlich lang und im meinen Kopf konnte ich schon ein bedrohliches Geräusch hören. "Vielleicht.", meinte er nur schulternzuckend. "Vielleicht auch nicht?!", fragte ich zickig. Ich hatte nun wirklich keine Lust mehr auf sein Schulternzucken. Er verdirbt mir einfach nur meine gute Laune. "Mann, kannst du mir endlich sagen was los ist, anstatt in deinem Selbstmitleid zu ertränken?!", fauchte ich ihn an. Das brachte ihn wirklich zum Kochen. "Und wenn ich es nicht will?!", fauchte er zurück. "Ich bin deine Freundin!" – "Na, und?" – "Dann sag mir jetzt endlich was los ist!"
Bevor Cas etwas zurück schreien konnte, kam Mrs. Dalaney die Treppen mit zornigem Gesicht herunter gestampft.
"Habt ihr nichts besseres zu tun, als hier herum zu stehen?! Los, ab in eure Klasse!", bellte sie und sah uns eindringlich ein. Castiel und ich liefen schweigend aus dem Treppenhaus.
Seitdem wir beide zusammen sind, streiten wir uns öfters. Sogar an meinem Geburtstag. "Hey ihr Zwei!", rief auf einmal jemand uns zu. Ich sah, wie Alexy auf uns zulief. "Na, ihr Verliebten.", Genau wie Pia vorhin, grinste er uns an. Cas seufzte nur. "Was willst du, Schwuler?", fragte er genervt. Er nannte Alexy immer Schwuler, was ihm zum Glück nichts ausmachte.
Bevor Alexy Luft holen konnte, brüllte Mrs. Dalaney hinter uns: "Geht in eure Klassen! Sofort! Oder wollt ihr drei Stunden Nachsitzen?!" Unter der Aufsicht von der Brülltante liefen wir in den Klassenraum A, wo, Überraschung, noch keine einzige Seele da war. "Ihr bleibt schön hier sitzen, bis euer Lehrer kommt!", befahl sie und verschwand aus dem Raum. Alexy grinste immer noch. "Oh mann, die ist so komisch, dass es schon wieder witzig ist!" Außer Alex lachte keiner. Wir waren wohl nicht in der richtigen Stimmung. "Naja was soll‘s." Meinte Alexy und setzte sich auf den vordersten Platz. Castiel setzte sich wie immer ganz nach hinten und ich mich neben ihn. Wir wechselten kein einziges Wort. Ich wollte unbedingt wissen was los ist, wollte aber auch keinen Streit anfangen. Aber was soll ich denn tun? Ich wusste, man konnte mit ihm nicht richtig reden. Entweder regt er sich sofort auf oder man muss es in einen Witz zusammenfassen. Ja, so ist Castiel halt. Mein geliebter Castiel.
Jetzt starrte er gelangweilt aus dem Fenster, während ich nach vorne zur Tafel sah.
Kapitel 1
Nach stundenlangem Warten begann die Unterrichtsstunde – die zum Gähnen langweilig war.
Jetzt packte ich meine Sachen zusammen und sah zur Castiel, der jetzt lässig aus dem Raum lief. Hastig rannte ich ihm hinterher. Doch als ich die Tür öffnete, zum Flur hinaus, hatte ich ihn schon längst verloren. Verdammt! Entweder er ist zu seinem Spind gegangen oder ist auf dem Hof.
Eilig quetschte ich mich durch die Menge, die sich auf dem Gang gebildet hatte, hinaus auf den Hof. Doch hier war keine einzige Menschenseele. Ich sprintete zur Turnhalle. Nichts. Wieder auf dem Hof überlegte ich, wo er noch sein könnte. Eigentlich überall. Also lief ich wieder hinein in die Schülervertretung, doch da war nur Nathaniel, der wild in einem Ordner herumwühlte. "Nath, hast du Cas gesehen?", fragte ich ihn. Erschrocken drehte er sich zu mir um. "Die Fünf Minuten Pause ist schon längst vorbei Lucy!", erinnerte er mich. Ich stöhnte. "Ja, ich weiß. Und mach jetzt bitte nicht auf Streber!", verlangte ich patzig, lief aus dem Raum, bevor er noch was sagen konnte. Jetzt haben wir Chemie bei der Dalaney. So wie ich meinen Cas kenne, wird er wohl schwänzen.
Auf dem Flur war nun keine einzige Menschenseele mehr da. Alle waren wohl schon im Unterricht. Schnell rannte ich ins Treppenhaus hinunter in den Keller, doch auch hier war keine Spur von Castiel, dafür konnte ich im schummrigen Licht Lysander erkennen, der regungslos in einer Ecke saß. "Ähm, Lysander…", begann ich, "Hast du Castiel gesehen?" - "Nein.", Lysander bewegte keinen Muskel und sah mich auch nicht an. Stattdessen sah auf sein Notizbuch, das aufgeschlagen auf seinem Schoß lag. "O…Okay, danke.", stotterte ich und lief hastig die Treppen hinauf.
Ist Castiel wirklich zum Chemie Unterricht gekommen? Das war ziemlich untypisch von ihm. Nein, das glaub ich nicht! Sicherheitshalber ging ich in die Bibliothek, wo Kentin in einem Manga vertieft war. Geht heute überhaupt einer von den Jungs zum Chemieunterricht?!
"Ken…", begann ich. "Ich. Heiße. Kentin!", unterbrach er mich. "Ähm, natürlich.", meinte ich. Früher haben Ken und ich uns noch gut verstanden. Wir waren gute Freunde, doch seitdem ich mit Castiel zusammen bin, hasste er mich wie die Pest.
"Hast du Cast…" - "NEIN HAB ICH NICHT UND JETZT LASS MICH LESEN!", fauchte er mich an. Okay, das war eine Ansage. Schnell huschte ich aus der Bibliothek. Dann ging ich wieder den Flur entlang, auf den Hof. Nichts. Nur in den Bäumen sangen Vögel in allen möglichen Farben. Ich lief um die Schule herum in den Schulgarten und… siehe da: Castiel hockte auf der Bank und spielte was auf seiner Gitarre. Die Vögel sind verstummt. Ich sah Castiel einfach nur schweigend an. Sein Blick war sturr auf die Gitarre gerichtet. Mich bemerkte er gar nicht. Ich verstand sowieso nicht, was er hier machte. Meistens hang er im Hof ab, aber dich nicht hier. Obwohl es wunderschön hier war. Blumen aller Art blühten in verschieden Farben. Mehrere Bäume spendeten Schatten. Das Glashaus glitzerte im Licht.
Leise lief ich über die Steinplatten auf meinen Freund zu. Er hatte jetzt ein neues Lied begonnen, ein eher trauriges, ruhigeres Lied. Ich lief durchs saftige Gras weiter auf ihn zu. Wind zerzauste das rote Haar von Castiel. Ich hielt mir die blonden Haare aus dem Gesicht. Die kleinen Glocken in den Bäumen klingelten kurz. Das war der perfekte Moment um zu ihm zu gehen. Ich hatte ihn erreicht und wollte grade ‚Hey‘ sagen, als eine Stimme hinter mir quietschte: "Castiel!"
Erschrocken fuhr ich zusammen und auch Castiel hob verwundert den Kopf. Mich würdigte er jedoch keines Blickes, sondern sah zu dem Mädchen, was aufgeregt auf ihn zulief. Schnell brachte er seine Gitarre in Sicherheit, da hatte das Mädchen sich schon in seine Arme geworfen. Ich stand nur schockiert da. Wer war dieses Mädchen? Ich sah sie verfeindet an. "Ich hab dich SO vermisst!", sagte sie in Castiels T-Shirt hinein. "Ja, ich dich auch.", meinte er und legte die Arme um sie. Wow, Moment, das wird nicht gut ausgehen! Das seh‘ ich jetzt schon. Lautstark räusperte ich mich, doch niemand beachtete mich auch nur im geringsten. Ich glaub es nicht. Noch ein lauteres Räuspern. Das Mädchen flüsterte was in Castiels Ohr, sodass er lächelte. Noch lauteres Räuspern. Nichts. Ignorieren sie mich, oder sind sie wirklich so mit sich beschäftigt, das sie mich nicht hören? Gut, dann auf die grobe Art.
Wütend packte ich das Mädchen an der Schulter, zog sie von Castiel weg und fauchte: "Das ist MEIN Freund!" Sie sah mich mit großen braunen Augen an. "Mensch Lucy, Fiona tut doch nichts.", meinte Castiel und packte Fiona an der anderen Schulter, sofort drehte sie den Kopf zu Cas. "Ja, ich tuhe nichts.", bestätige Fiona nickend. Mann, die beiden machen mich echt wütend!
"Du kapierst echt gar nichts, oder?", fauchte ich Castiel an. Der blieb stumm. Pff, war ja klar! Ich weiß auch nicht warum, aber urplötzlich schrie ich: "Ich habe heute Geburtstag! Und du hast ihn vergessen! Gibt’s doch zu!", weinend lief ich davon. Castiel blieb allein zurück. Mit seiner geliebten Freundin. Konnte mir nicht ein besseres Beispiel einfallen, als meinen blöden Geburtstag?! Ich wusste doch, dass Castiel sich nicht für Geburtstage interessiert. Was soll er nur von mir denken?!
"Hey.", Urplötzlich hatte jemand nach meinem Arm gegriffen und ich plumpste wieder gegen einen warmen Körper. War es Castiel, der mich eingeholt hatte?
"Was ist denn los?", Nein, das war nicht Castiels Stimme. Armins? Ich konnte nichts sehen, da die Tränen mein ganzes Gesicht bedeckten. Ich schniefte in ein weiches Pulli, dass verschwommen nach weiß aussah. Ich war mir nahezu sicher, dass es Armin war. Doch seitdem ich mit Castiel zusammen bin, haben wir kein Wort miteinander gewechselt. Wie bei Kentin hatte auch ich ihn als Freund verloren. Geschweige denn von Nathaniel.
"Mir… geht’s … bestens.", schniefte ich. Okay, dass würde mir wirklich NIEMAND abkaufen! "Ist klar.", meinte Armin und fuhr mir durchs Haar. Ich brauchte jetzt einfach nur jemanden, der mich umarmt, ohne Fragen zu stellen. Das kann Castiel besonders gut, er weiß, wenn ich meine Ruhe brauche. Ich brach erneut in Tränen aus, als ich an ihn dachte. Warum war er in letzter Zeit nur so abweisend zu mir? Was hab ich ihm nur getan? Für ihn hab ich mehrere Freunde verloren, hab mich mit meinen Eltern gezofft. Nur wegen ihm. Aber jetzt… soll das alles umsonst gewesen sein? Wer war dieses Mädchen Fiona? Wird Castiel mit mir Schluss machen, wegen… IHR?
Mein Geburtstag war für die Tonne. Toll, das ich Achtzehn bin. Sch**ß drauf, interessiert doch sowieso keinem! Pia und Iris haben ihn vergessen. Jetzt auch noch Castiel. MEIN Castiel. Mein geliebter Castiel. Es zeriss mir fast das Herz, als ich ihn vor mir sah, obwohl ich die Augen zu hatte. Er, im Treppenhaus, rauchte, sein verfeindeter Blick auf mich gerichtet.
"Hey!", rief dann jemand lautstark. Diese Stimme würde ich überall erkennen. Tief und etwas rau, normalerweise spöttisch oder frech, jetzt aber bellend, wie bei Mrs. Dalanay. "Hände weg von meiner Freundin!"
Blitzschnell ließ Armin mich los, trat ein paar Schritte von mir weg, während ich allein im Gang stand, die Tränen lautlos über mein Gesicht kullerten. Es war Castiels Stimme, und das letzte was ich wollte ist, dass er mich für eine Heulsuse hält. Eine starke Hand packte meine Schulter und Armin eilte hastig durch den Gang. "Komm!", bellte Castiel wütend und zog mich den Schulhof entlang zu seiner Lieblingsbank. Dort küssen wir uns am meisten, da uns dann niemand trennen kann. Bei dem Gedanken, wie gut er küssen kann und wie weich seine Lippen sind, kullerten noch mehr Tränen leise über meine Wangen.
"Hör auf zu Weinen, das bringt nichts.", fauchte Castiel. "Solltest du dich beim nächsten Mal eben währen, wenn er dich angrabscht!" Er kapierte aber auch gar nichts! Ich setzte mich auf die Bank, klopfte neben mich, doch er meinte: I"ch muss Fiona die Schule zeigen!" War ja klar, für so ne Tusse hat er Zeit, aber nicht für seine Freundin. Sogar wenn sie weint. Ich starrte betrübt auf meine roten Ballerinas, die ziemlich verschwommen waren. "Halt dich von den Jungs fern!", befahl er noch, ehe er verschwand. Da saß ich nun. Allein. In der Ferne konnte ich Castiel sehen, der Fiona am Arm festhielt. Ich seufzte traurig. Was hab ich bloß falsch gemacht? Ich will Castiel nicht einfach gehen lassen!
"Ich will mich nicht in eure Beziehung einmischen, aber… das sieht nicht sehr gut aus.", Jemand hatte sich neben mich gesetzt. Ich glaub es nicht! Es war Kentin, die Hände locker in den Hosentaschen. Er hatte wie immer diese Militärhose an, dazu ein weißes T-Shirt und heute kristallblaue Kontaktlinsen. Die schokobraunen Haare standen ihm zerzaust vom Kopf ab. Er sah mich aufmerksam an. "Hier.", er hielt mir ein Taschentuch entgegen. Die Hände steckten wie immer in fingerlosen Handschuhen, die dunkelgrün waren. "Danke.", schniefte ich und trötete erstmal geräuschvoll ins Taschentuch. "Ähm ja.", sagte Kentin, immer noch mit dem wachen Blick. "Also, was ist nun los… zwischen dir und Castiel. Seit… seit ihr überhaupt noch zusammen?", horchte er mich aus. Ich nickte. Es stimmte ja. War nur noch die Frage, wie lange. "Ähm, Lucy…", begann Kentin. Er hat mein Nicken wohl nicht gesehen. "Ich war in letzter Zeit… etwas abweisend zu dir, aber… Ich bin immer für dich da." Ich nickte. "Verstehst du?" Wieder nickte ich, jetzt etwas kräftiger. "Okay…" Gut, jetzt hat er es gesehn…
Ich strich mir mit dem Handrücken die Tränen weg. "Willst du noch ein Tempo?", fragte Kentin und hielt mir ein weiteres Taschentuch entgegen. Ohne weiteres Kommentar nahm ich es an mich. "Und… Was... hast du jetzt vor?", fragte er, etwas zögernd. Ich zuckte mit den Schultern. Vielleicht hoffen, dass mir jemand doch noch zum Geburtstag gratuliert? Armin hat ihn vergessen, Alexy, Pia, Iris, Kentin (höchstwahrscheinlich) und jetzt auch noch mein Cassy…
"Verstehe…", meinte Kentin. "Ich hab keine Ahnung, was man nach Trennungen machen soll, also…" Wir haben uns nicht getrennt, wollte ich grade sagen, doch da hatte er sich schon zu mich hinuntergebeugt und… Seine weichen Lippen berührten meine. Erschrocken riss ich die Augen auf. Damit hatte ich nicht gerechnet. Oh Gott, hoffentlich kommt jetzt nicht Castiel… oder Peggy… oder Pia und Iris… oder Rosa… oder… bitte, bitte lieber Gott, mach, dass uns niemand zuguckt!
Ich saß nur steif da, während Kentin die Augen geschlossen hatte und den Kuss genoss. Er konnte wirklich gut küssen, das steht nicht außer Frage, doch… Niemand kann so gut küssen wie Castiel! Ich konnte mich nicht rühren. Am liebsten würde ich ihn von mir wegdrücken. Seine verräterischen Lippen lösten sich von meinen. "Sorry, wollte dich nur auf andere Gedanken bringen – also bilde dir bloß nichts ein!", fauchte Kentin und stand auf. Jetzt war wieder ganz der Alte. Keine Sorge!, wollte ich ihm am liebsten hinter rufen, doch meine Zunge gehorchte mir nicht. Am Eingang konnte ich Fiona sehen, die Kentin anstarrte, ihn dann ansprach und mich dann verfeindet ansah. Wenigstens hat sie gecheckt, dass Castiel MIR gehört!
Ich saß noch eine halbe Ewigkeit auf dieser Bank.
Kritik, Verbesserung, etc. ist erwünscht!